Winston Smith (John Hurt) schreibt jeden Tag die Geschichte neu. Um
die Bevölkerung zufrieden zu stellen, werden alte Nachrichten
umgeschrieben, und den neuen, meist schlechteren, Bedingungen
angepasst. In dieser Welt, in der bereits alle Bücher der Zensur
zum Opfer gefallen sind und die Menschen in jeder Ecke von einem Bild
des "Big Brother" angegrinst werden, kauft Winston ein leeres Buch in
einem Antiquitätenladen und beginnt, versteckt vor den Kameras in
seinem Wandschirm, für sich selbst zu schreiben - ein Verstoß
gegen Gesetze. Zu allem Überfluss verliebt er sich in Julia
(Suzanna Hamilton) und beginnt eine Affäre, die beiden einen
neuen Lebenswillen beschert. Nachdem sie von O'Brien (Richard Burton)
verhaftet und einer Gehirnwäsche unterzogen worden sind (2+2=5),
werden sie wieder zu einem loyalen Teil der Gesellschaft. Orwell hat eine düstere Vision einer Zukunft geschildert, die Freiheit nicht mehr kennt. Durch gezielte Propaganda und Massenveranstaltungen wird die Bevölkerung auf eine Linie getrimmt, und wer nicht spurt, wird mit seinen größten Ängsten konfrontiert und kurzerhand umgedreht. Eine verkehrte Welt wird hier präsentiert, das Kriegsministerium heißt "Ministry of Peace", Ignoranz bedeutet Kraft und die alltäglichen Überwachungskameras dienen selbst der Kontrolle des vorgeschriebenen Frühsports. Ähnlich "THX 1138", zeigt "1984" das Problem einer Totalüberwachung und der damit verbundenen (möglichen) "Entindividualisierung" der Menschen. Auffälligkeiten und Abweichungen von der Norm fallen sofort auf und werden verfolgt, es könnte sich ja um potentielle Gefahren für die Sicherheit im Staat handeln. Durch die Beobachtung der Stasi-ähnlichen Methoden wird deutlich, dass zügellose Überwachung den Schutz der Persönlichkeit zum Schutz vor der Persönlichkeit pervertiert. |
A-Clips sind Kurzfilmchen, die zwischen die Werbung vor einem Kinofilm geschnitten werden, und bewusst mit der Werbe-Ästhetik spielen, um politische und künstlerische Aussagen im Mainstream zu plazieren. Wir zeigen einige zum Thema Innere Sicherheit. |
Thomas (David Hemmings), Fotograf in einer urbanen und seltsam entfremdeten Welt voll schöner Frauen
und schriller Farben beobachtet und fotografiert im Park eine Szene zwischen einem Mann und einer Frau -
vielleicht eine geheime Liebesbeziehung. Bei der Entwicklung der Bilder entdeckt er im Hintergrund einen
Fleck, vielleicht ein Gesicht, das ihm im Moment des Fotografierens entging. Immer wieder lässt er die
Szene in der Erinnerung Revue passieren, vergrößert das Foto, versucht die Unschärfe auszugleichen, um
herauszufinden, wer oder was sich dort im Gehölz verborgen haben könnte. Je länger er sich mit den Bildern
beschäftigt, desto größer wird seine Gewissheit, dass er einem Verbrechen auf der Spur ist.
Dass die Negative verschwinden, scheint seinen Verdacht zu bestätigen. Die in unwirklichen, schreienden Farben dargestellte Wirklichkeit steht den kühlen, scheinbar objektiv dokumentierenden schwarzweissen Fotografien gegenüber. Den entscheidenden Moment, als das Gesicht (?) zwischen den Büschen erschien, hat kein menschliches Auge wahrgenommen, sondern die Kamera. Doch dieser Augenblick verändert auch Thomas' Wahrnehmung der Wirklichkeit, seiner Umgebung und seiner Mitmenschen. Die Frage, ob wirklich ein Mord geschah, tritt letzten Endes in den Hintergrund vor der Frage nach dem Verhältnis von Interpretation und Wirklichkeit und der Beeinflussung unserer Wahrnehmung der Welt. Was eine Kamera sieht (was aufgezeichnet wird), bekommt seine Bedeutung erst durch die Interpretation eines Menschen, der das Aufgezeichnete betrachtet und auswertet. Inwieweit diese Interpretation jedoch der Wirklichkeit entspricht, hängt nicht nur von den Kontextinformationen ab, sondern auch vom persönlichen Hintergrund des Interpretierenden. |
Ein Mann (Matt Damon) wird von einem Fischerboot aus dem Meer gefischt.
Er hat Schusswunden im Rücken und die Nummer eines Züricher
Bankschließfaches in seinem Körper implantiert. Als er aufwacht, hat er jede
Erinnerung sein Leben und seine Identität verloren. Allerdings ist es kein Problem für ihn 5 Sprachen
fließend zu sprechen; ebenfalls beherrscht er mehrere Kampfsportarten. Ein im Züricher Bankfach gefundener Pass identifiziert ihn als Jason Bourne. Bald zeigen viele Personen sichtliches Interesse an ihm und allesamt wollen ihn töten. Zusammen mit seiner "Fluchthelferin" Marie (Franka Potente) findet Bourne bald heraus, was sein eigentlicher "Beruf" war und wer ihn töten will; aber die Wahrheit entspricht nicht seiner Vorstellung von Jason Bourne... Auch in Bourne Identity spielen die modernen Möglichkeiten der Überwachung und Verfolgung einen wichtige Rolle. Der Besuch in der Bank, der mit der Visitenkarte bezahlte Urlaub, der Spaziergang durch die Stadt und Telefonate Maries bringen die Verfolger Bournes auf seine Spur. Viele "kleine" Datenspuren, die er und Marie hinterlassen, sind letztlich die entscheidenden Puzzleteile, die nur noch zusammengefügt werden müssen, um ihren Aufenthaltsort herauszufinden. |
Der Film folgt Sam Lowry, einem Archivar im Informationsministerium (besser englisch: Ministry of Information Retrieval).
Sam lebt in einer streng bürokratischen Welt, für jede Kleinigkeit gibt es den entsprechenden Antrag auf Papier.
Seine Welt ist nicht wie Orwells 1984, offen totalitär und der Staat, soweit vorhanden, nicht allmächtig: Entsprechend ihrem Stand erleben die Menschen bestimmte Freiheiten oder eben nicht. Doch ist der kapitalistisch-bürokratische Staat allgegenwärtig, sei es im Fernsehen, auf den Häuserwänden oder durch die, beständige, aber nicht furchteinflössende, Überwachung durch Kameras, Kontrollen, Abhöraktionen und den nie endenden Papierkram. Und solange die Menschen sich nichts vorzuwerfen haben, brauchen sie sich auch nicht vor Repression zu fürchten. Sobald sie jedoch auffallen, aus dem Rahmen fallen, nicht der Norm entsprechen, beginnt der Apparat auf sie aufmerksam zu werden. Und das heißt nichts gutes. Terry Gilliam hat ein Meisterwerk erschaffen, welches sich erfolgreich einer Einordnung in Schubladen entzieht. Ist es eine tragische Liebesgeschichte zwischen Sam und der Frau seiner Träume? Eine Kritik an Bürokratie? An der Datensammelwut der Behörden? Ein Krimi, der zur Aufklärung einer fälschlich verübten Verhaftung mit Todesfolge führen soll? |
In Bread and Roses wird auf charmante und hoffnungsvolle Weise über den Arbeitskampf illegal in die USA eingereister Reinigungskräfte berichtet. Der Film beruht auf tatsächlichen Gegebenheiten des von der Dienstleistungsgewerkschaft SEIU organisierten Kampfes von Illegalisierten in den USA für bessere Löhne und Sozialversicherungen.
Im Zentrum des Films steht Maya, die illegal von Mexico nach Los Angeles
reist. In L.A. angekommen erhält sie einen Job in einer Reinigungsfirma und trifft dort auf den Gewerkschafter Sam, der versucht, die ReinigerInnen zu organisieren. Er überzeugt Maya und ihre Kollegen und Kolleginnen, für ihre Rechte einzutreten. Mit seinem Blick auf das Leben "illegaler" mexikanischer ArbeitsmigrantInnen in Kalifornien zielt Ken Loach mit voller Breitseite auf Einwanderungsgesetze, Gesundheits- und Sozialsystem, Korruption und menschenfeindliche Unternehmenspolitik... Er zeigt rüde Schleppermethoden, unsichere Arbeitsverhältnisse und unterbezahlte Schufterei in einer Putzkolonne. Eine soziale Realität und die sozialen Ungerechtigkeiten einer Grenze, die 'Nord' von 'Süd' trennt. |
Um sich etwas Geld zu verdienen und der Wissenschaft, genauer der Psychologie, einen
Dienst zu erweisen ließen sich 1973 einige Studenten in ein Scheingefängnis einsperren.
Die einen als Wärter, die anderen als Gefangene. Allerdings musste das
ursprünglich auf zwei Wochen angesetzte Experiment bereits nach sechs Tagen
abgebrochen werden, da die Zuspitzungen von Demütigungen und Gewalt zu groß
wurden und die SozialpsychologInnen die Situation nicht mehr unter Kontrolle hatten. Dieses Experiment legte Oliver Hirschbiegel seinem Film Das Experiment zu Grunde und versucht in einer etwas abgewandelten Variante die Hintergründe, die die Eskalation entfachten, darzustellen. Soziale Kontrolle wird zur entscheidenden Variablen nach der alles andere ausgerichtet - und - nachgeordnet wird |
Die junge Frau Leigh Michaels zieht in ein Hochhaus in Los Angeles ein
und wird von da an mit einem Fernrohr beobachtet und durch
obszöne Anrufe belästigt. Am Abend bekommt sie einen Brief
der Firma "Excursions Unlimited", in dem steht, dass sie
sich auf eine lange Reise vorbereiten soll. Später bekommt sie
ein Fernrohr und einen Bikini geschickt, auch von der dubiosen
Firma. So wendet sie sich an die Polizei, doch die kann ihr nicht
helfen, es sei schliesslich noch nichts passiert. Auf eigene Faust
versucht sie mit einer Freundin den Anrufer zu
finden. Tatsächlich entdecken sie im Nachbarhaus einen Mann mit
Fernrohr. Die Polizei verhaftet ihn, doch schon am nächsten
Morgen erhält sie einen Brief mit dem Hinweis, das
Beseitigungsverfahren sei eingeleitet worden und die
Polizei glaubt ihr nicht mehr... Nicht zufällig schickt der voyeuristische Psychopath ihr ein Fernrohr sie soll sein "Vergnügen" teilen. Teilweise stark an Rear Window angelehnt, wird dessen heimelige Hinterhofszenerie hier in zwei Hochhausblöcke verwandelt, deren voyeuristisches Potential sich erst via Fernrohr entfaltet dafür gestaltet sich die Entdeckung des Beobachtetwerdens auch dementsprechend schwierig. |
James Bond-007-Darsteller Sean Connery heute einmal nicht auf der
Seite des Gesetztes: Frisch aus dem Knast entlassen, hat er als Duke
Anderson, Edelganove, Schlitzohr und Spezialist für sorgsam
vorbereitete Raubzüge nichts Besseres zu tun, als gleich den nächsten
Coup zu planen. Objekt seiner Begierde sind die mit Schmuck,
Antiquitäten und Bargeld vollgestopften Wohnungen der Reichen im
Apartementhaus seiner Freundin (Dyan Cannon). Mit einer hochkarätigen Mannschaft steigt in Rififi-Manier in die Wohnungen ein ohne zu ahnen, dass nebenan Abhörexperten der Steuerfahndung arbeiten. In diesem witzigen Action-Thriller inszeniert Sidney Lumet charmant und en detail die Vorbereitung und Durchführung eines Einbruchs, der fast als Anleitung für direct actions durchgehen kann. Was den AkteurInnen verborgen bleibt, der ZuschauerIn jedoch in immerwiederkehrenden Ausschnitten und stetig offensichtlicher ins Auge fällt, ist die methodische und umfassende Überwachung der sympathischen Gangster. Neben aller Slapstick-Comedy zeigt Lumet die Ausrüstung und Arbeit der amerikanischen Geheimdienste. Deren Darstellung erinnert an Raumschiff Orion und entbehrt nicht einiger Ironie. |
Harry Caul (Gene Hackman) ist ein Überwachungsexperte, Meister seines Faches, jedoch eben dadurch mit Paranoia ausgestattet, was die das Wissen Anderer über sein eigenes Privatleben angeht. Auch den schwierigen Auftrag einer Firma, das Gespräch zweier ihrer Mitarbeiter während des Spazierganges auf einem belebten Platz aufzuzeichnen, gelingt ihm ausgezeichnet, dennoch fehlen einige Bruchstücke. Als zum vereinbarten Termin der übergabe nicht wie verabredet der Direktor persönlich erscheint, weigert sich Caul, die Bänder herauszugeben. Wieder im Studio, hört er sie wieder und wieder an, und beginnt wider seine Gewohnheiten und Arbeitsprinzipien, sich Gedanken über die Belauschten und seine Auftraggeber zu machen. Bald ist er sich sicher, daß jemandem, wahrscheinlich den Belauschten, Gefahr droht, ohne jedoch zu wissen woher. Dann werden ihm die Bänder gestohlen, und er gerät immer mehr in Panik, Mittäter eines Mordes zu sein. Selbst der verzweifelte Versuch, seine Mittel der Überwachung zur Verhinderung des Unglücks einzusetzen, gelingt ihm nicht, und längst ist er vom überwacher zum überwachten geworden, eine Figur in einer vorgespiegelten Realität, in einem Spiel, das sich die scheinbare Objektivität aufgezeichneter Wirklichkeit zunutze macht, um hinter diesem Schleier das tatsächlich geschehende Verbrechen zu verbergen. |
Max Bodmer und Moritz Fischer, die Hauptfiguren dieser ironisch-satirischen Komödie ums SchweizerIn-Werden und SchweizerIn-Sein, gehören zu jenen Beamten der Züricher Kantonspolizei,
die einbürgerungswillige AusländerInnen unter die Lupe nehmen müssen. Wer die Staatsbürgerschaft dieses schönsten, saubersten und reichsten Landes erwerben will, wird besucht, befragt, beobachtet, belauscht, beurteilt, verglichen, notiert, bewertet. Dass bei einem solchen Überprüfungvorgang verschiedene Methoden angewendet werden können, erfahren in dieser doppelbödigen Geschichte ein deutscher Psychiater mit seiner Frau, ein italienischer Konditor und eine jugoslawische Balletttänzerin. Der Film spielt hier einerseits auf eine unterhaltsame Art und Weise mit den Klischees rund um das Thema Einbürgerung und den damit verbundenen Einschränkungen im Alltag. Er zeigt aber auch die Gedanken und Gefühle sowohl der Beobachteten, als auch die der "Täter". |
"Der Reporter Barter kommt bei einer Fahrt vom Hotel Luxor in das Fernsehstudio auf mysteriöse Weise ums Leben. Die Obduktion stellt fest, dass Barter durch eine winzige Stahlnadel im Schädel umgebracht wurde, was das Bundeskriminalamt und Interpol auf den Plan ruft. Ein alter Mitarbeiter der Polizei erinnert sich an den genialen Verbrecher Dr. Mabuse, der vor der Machtergreifung Hitlers in einem Irrenhaus starb. Man erkennt merkwürdige Parallelen zwischen dem aktuellen Fall und den Verbrechen von einst. Ist Mabuse am Leben? Die Suche nach einer Antwort führt Inspektor Kras zu dem geheimnisvollen Hellseher Cornelius und in das angesehene Hotel Luxor, in dem neben Fernsehreporter Barter auch noch zahlreiche weitere Opfer ungeklärter Verbrechen wohnten..." (http://deutscher-tonfilm.de/dtaddm1.html). Fritz Lang beschäftigt sich in diesem Film aus seiner Dr. Mabuse-Reihe mit den Möglichkeiten von Überwachungstechniken. Um seine finsteren Pläne zu erreichen, nutzt der Bösewicht Videoüberwachung aus. Dadurch erreicht er einen wesentlichen Vorteil: er ist im Besitz von wichtigen Informationen. Wie notwendig Informationen sind, verdeutlich Lang auch an dem Beispiel, dass Inspektor Kras sogar auf einen Hellseher zurückgreift, um den Fall zu lösen. Das akribische Datensammeln, also die Überwachung, wird zur einzigen Grundlage, Probleme zu lösen. |
Okwe ist illegaler Immigrant aus Nigeria in London. Tagsüber fährt er Taxis und nachts verdient er sein Geld als Portier in einem Hotel. Das Hotel ist ein Hort von Prostitution und Drogenhandel. Als Okwe in einem verstopften Klo ein menschliches Herz findet, entdeckt er weitaus schlimmere kriminelle Praktiken, als ihm lieb ist. Das Leben von illegalisierten ImmigrantInnen erscheint als ein Leben voller Furcht vor Einwanderungsbehörden, Verlust des Einkommens und der Lebensgrundlage. Auf der Flucht vor Tod und Verderben im Heimatland bleibt nur eine schattenhafte Existenz im Untergrund. Die fortführende Kriminalisierung von illegalen ImmigrantInnen soll dabei betrachtet werden. |
Vincent (Ethan Hawke) ist eines der letzten "natürlich" in eine sterile, genetisch verstärkte Gesellschaft geborenen Babys. Seine Lebenserwartung von 30 Jahren steht bereits ab der Geburt fest. Vincent hat somit keine Chance eine Karriere in einer Gesellschaft zu erreichen, die Diskriminierung genetisch minderwertiger betreibt. Er erschleicht sich die Identität des genetisch einwandfreien Jerome (Jude Law) und erreicht einen Platz in der Gattaca Corporation, wo er seinen Traum erfüllt sieht: eine bemannte Reise zum Jupitermond Titan. Der Betrug fliegt nicht auf: Vincent benutzt für die Gentests Jerome's Haar, Haut, Blut und Urin. Als der Direktor der Mission kurz vor dem Abflug tot aufgefunden wird, und Vincent am Tatort eine echte Wimper liegen lässt, gerät die Tarnung ins Wanken. Um den Mörder zu finden müssen alle Mitarbeiter spezielle Tests absolvieren. "Gattaca" ist eine finstere (Anti-) Utopie, welche die Probleme der modernen Gentechnik ins Zentrum rückt. Sind wir durch die fortschreitende Entwicklung, beispielsweise durch die PID, bereits auf dem Weg in eine Zweiklassengesellschaft veränderter, besserer gegen "natürlich" (und somit minderwertig?) geborener Menschen? Eine Selektion zwischen beiden Gruppen ist aber auch nur dann so effizient möglich, wenn die technischen Vorraussetzungen für problemlose Untersuchungen geschaffen werden. Die biometrischen Tests in "Gattaca" scheinen eine futuristische Variante der zur Zeit angedachten biometrischen Methoden unserer Tage zu sein. Werden wir bald auch durch die Kamera, oder das elektrische Auge, selektiert werden? Welche Determinanten werden entscheidend sein, ob wir Durchlass erhalten oder nicht? |
Als Prototyp des überwachenden Blicks und Vorform der Videoaufklärung gilt seit der Wiederentdeckung
durch den Philosophen Michel Foucault in den 70ern das Panopticon des Englischen Ulitaristen Jeremy Bentham.
Das Panopticon ist eine Gebäudeform, die durch konzentrische Anordnung der zu beobachtenden Räume um
einen zentralen Turm von dort aus umfassende Übersicht gewährt, den Blick zurück aber nicht
gestattet. Der Insasse weiss nie ob er nun gesehen wird oder nicht. Das Panopticon blieb keine Theorie, in vielen Gefängnissen weltweit, doch auch in anderen Anstaltsbauten wurde es realisiert. Im Prinzip funktioniert auch die Videoüberwachung nicht anders, da nie sicher ist, ob die Kamera läuft. Mittlerweile ist der Turm durch die Monitor-Batterien der elektronischen Auswertungstafeln ersetzt worden, moderne Gefängnishöfe in den USA sind in Tortenform geschnitten, um perfekt dem Kamerawinkel wie auch den Schussbahnen ausgesetzt zu sein, wie es Harun Farocki in "Gefängnisbilder" zeigt. Ein qualitativer Sprung in der Überwachung ist der Schritt von der präventiv-repressiven Kontrolle zur vorsorglichen Nutzung von Beobachtungsdaten, etwa in Supermärkten, wo die Kamera im Verbund mit anderen Techniken längst von der Diebstahlsverhinderung zur Konsumentensteuerung aufgestiegen ist. Auf der anderen Seite gewinnen ortsunabhängige Überwachungs- und Steuerungstechniken Raum wie die - potenziell interaktive - Fußfessel, eine Entwicklung, die am Ende die Anstalt aufheben könnte, wie Farocki meint. |
Eine junge Filmstudentin will das Privatleben eines ganz normalen Menschen aufnehmen. Sie findet Guy und folgt ihm. Guy ist sehr irritiert über die Frau, die ihn die ganze Zeit verfolgt, immer durch die Kamera guckt, nie sich selbst zeigt. Auch wir sehen immer nur das, was sie filmt. Sie verrät noch nicht mal ihren Namen, verfolgt Guy aber bis in sein Schlafzimmer. Er versucht sie loszuwerden, vergeblich. Nach einer Weile gewöhnt er sich an die Kamera, geniesst die Situation sogar - ihm gefällt es, dass sein Privatleben wert ist, gefilmt zu werden. Doch auch vor Guys Freundin macht sie nicht halt, alles muss gefilmt werden. Die Konflikte verschärfen sich, als Guy versucht, sich für die Frau hinter der Kamera zu interessieren. Sie versucht sich zunächst hinter der Kamera zu verstecken, sich mit der Kamera gegen seine Avancen zu schützen. Doch sie schafft es nicht, die Barriere aufrechtzuerhalten, die Gefühlslage explodiert. Guy schwankt zwischen der Angst vor der Überwachung, vor dem Verletzen der Privatsphäre und der Lust, beobachtet zu werden. Als ZuschauerInnen werden wir direkt als ÜberwacherInnen integriert: Wir sind es, die in Guys Leben brutal eindringen, jede seiner Bewegungen registrieren, sein komplettes Leben auseinander nehmen. |
Anfang der 90er gelang es einer Gruppe von AktivistInnen Kabel der Telekom zu beschädigen und
somit das Kommunikationsnetz des Franfurter Flughafens für Stunden ausser Betrieb zu setzen.
Sie wollten damit vor allem auf die Missstände der deutschen Abschiebepolitik aufmerksam machen. Die Reportage zeigt somit einerseits die Sicherheitslücken der zunehmenden Vernetzung auf, hauptsächlich dokumentiert sie jedoch die vorherrschende diskriminierende Situation für Asylsuchende in Deutschland; so ist u.a. auch ein Ausschnitt von den Anschlägen in Rostock-Lichtenhagen im August 92 zu sehen. |
"Juristische Körper" verdeutlicht, wie der Überwachung immer bestimmte Einteilungen,
Hierarchisierungen zugrunde liegen, die in gesellschaftlicher Ausgrenzung resultieren.
Der Paß markiert den Schnittpunkt zwischen physischem und juristischem Körper.
Er ist Ausdruck einer Definitionsmacht, die darüber entscheidet, wer "deutsch"
und wer "nicht-deutsch", wer "Europäer" und wer "Nicht-Europäer", wer "legal"
und wer "illegal" ist.
Die unterschiedlichsten Sicherheitsstrategien schaffen zusammen ein dichtes Netz der Kontrolle, durch welches das alltägliche Leben in Europa zunehmend bestimmt und strukturiert wird. Was bedeutet ein Leben ohne Paß? Wer ist wann warum "illegal"? Nach welchen Regeln organisiert sich ein (Über)-Leben in der "Illegalität"? |
Lichter erzählt sechs locker zusammenhängende Geschichten an der
ehemaligen EU-Grenze zu Polen. Binnen zweier Tage spielen sich hier
auf engstem Raum persönliche Schicksale ab. Stets mit dem auf
beiden Seiten brachliegenden Grenzgebiet verbunden, dort, wo
eigentlich keiner so recht investieren will, wo umso mehr Menschen auf
der Suche nach einem besseren Leben in Kauf nehmen, zu Illegalen
gemacht zu werden. Wirtschaftliches, infolgedessen auch soziales
Brachland. Eine Gruppe ukrainischer Flüchtlinge auf dem Weg in den goldenen Westen, die von Schleppern abgezockt und noch vor der Grenze aus dem LKW geworfen werden. Der Frankfurter Geschäftsmann mit Vision: "Hier gibt es 20 Prozent Arbeitslose. Die liegen den ganzen Tag im Bett, ein Grund mehr, sich eine neue Matratze zu kaufen!". Oder der polnische Taxifahrer, der kein Geld hat, um seiner Tochter ein Kommunionskleid zu kaufen. Enttäuschte Hoffnungen der Marginalisierten, die versuchen, aus dem System Grenze auch einen kleinen Profit zu schlagen - doch daran verdienen ganz andere. |
Ohne Geld und ohne richtige Unterkunft wird Lilja von ihrer Mutter allein in der Trostlosigkeit einer russischen Wohnsiedlung zurückgelassen. Ihr einziger Traum ist der Traum vom glück- und wohlstandverheißenden Westen, der so omnipräsent ist, wie seine Realisierung unerreichbar. Doch dann trifft Lilja Andrej, der sie mit nach Schweden nehmen und ihr dort einen Job besorgen will. Lilja packt ihre Sachen und sitzt bald im Flugzeug nach Schweden, ohne zu wissen, was passieren wird ... Zehntausende osteuropäische junge Frauen und Mädchen träumen jedes Jahr von einer Zukunft im Westen - und werden betrogen, verkauft, legal oder illegal über Grenzen gebracht und dann überall in Westeuropa zur Prostitution gezwungen. Der Film betrachtet nur eines von vielen Mädchen- und Frauenschicksalen aus Osteuropa und zeigt zugleich die Perversität der heutigen Gesellschaft, in der Menschen als Ware behandelt werden. |
Die zwei Bundesagenten J [Will Smith] und K [Tommy Lee Jones], die Men in Black, untersuchen alle Erscheinungen in Zusammenhang mit Aliens. In menschlicher Verkleidung leben ca. 15.000 friedlich-niedliche Wesen, häßlich-schleimige Monster, politisch höchst unkorrekte Zwerge oder sprechende Möpse auf der Erde. Sie betreiben Kioske, rauchen und saufen aus Langeweile oder verwalten von 9 bis 17 Uhr ihre "Kollegen von auswärts" im Men-in-Black-Hauptquartier. Jay und Kays Auftrag ist, eine intergalaktische Verschwörung, welche Attentate auf zwei Botschafter von gegnerischen Galaxien, die sich gerade in New York aufhalten, verübt, zu verhindern und die Terroristen zu schnappen, um im gleichen Atemzug einer Zerstörung der Erde vorzubeugen. Die 1997 von Barry Sonnenfeld gedrehte SciFi Actionkomödie gibt Stoff zum Diskutieren, wie flächendeckende Überwachungssysteme unter dem Vorwand innerstaatlicher [-galaktischer] Sicherheit verharmlost und Feindbilder des Fremden [Alienation] mystifiziert werden. |
Im Jahre 2054 gibt es in Washington keine Morde mehr. Dank dreier "Pre-Cogs", unter Drogen gesetzten Menschen, deren Albträume ständig angezapft werden, kann John Anderton (Tom Cruise), Mitglied des "Department of Precrime", zukünftige Mörder zur Strecke bringen, bevor sie ihre Tat begehen können. Als Anderton herausfindet, dass er selbst in einigen Stunden einen Mord an einem ihm unbekannten Menschen begehen wird, versucht er der totalen Überwachung zu entkommen und damit einer Gesellschaft, in der Privatheit ein Fremdwort ist - und dich in jedem Geschäft Maschinen mit Namen ansprechen, weil Augenscanner die Identität längst festgestellt haben. Der Film zeigt nicht nur die neuesten Überwachungstechnologien im Einsatz, er beschreibt auch die Wunschvorstellung vieler Law&Order-VerfechterInnen: die "unfehlbare" Gesinnungsschnüffelei, der (Alb-)Traum von der vollständigen Berechenbarkeit und Kontrolle aller Menschen. |
Als Kind war Mark Lewis das Opfer bizarrer Überwachungs- Experimente seines Vaters, eines Wissenschaftlers, der die Auswirkungen von Angst auf das Nervensystem studieren wollte. Dazu präparierte dieser beispielsweise Marks Bett mit Echsen, um dann sein Erschrecken zu filmen. Nach dem Tod seiner Eltern arbeitet Mark in einem Filmstudio und macht nebenbei noch Pinup-Fotos. Doch sein Vater lässt ihn nicht los: Mit einer Konstruktion aus Kamera und Mordwerkzeug ermordet Mark Frauen und filmt sie gleichzeitig dabei, um den Ausdruck des Schreckens im Moment des Todes einzufangen. Parallel zu den Experimenten seines Vaters sind die Opfer imstande, durch einen auf der Kamera installierten Spiegel ihre eigene Todesangst zu sehen. Mark befreundet sich eines Abends mit Helene, einer Frau, die neu in sein Haus gezogen ist. Kann sie ihn von seinem Wahn befreien oder ist seine Sucht nach der Beobachtung der Angst grösser - und sie wird nur zu einem weiteren Opfer? Peeping Tom bezieht uns in Marks Voyeurismus ein, wir sehen seine zwanghafte Schaulust gleich doppelt, einmal durch seine Augen, später in der Aufzeichnung, die er Helene vorführt. |
Durch sein gebrochenes Bein an den Rollstuhl gefesselt und unfähig, allein sein Zimmer zu verlassen, widmet der Journalist Jeff (James Stewart), von außen unsichtbar hinter den Vorhängen seines Fensters verborgen, seine Zeit dem Treiben im Hinterhof seines Hauses. Da er keine andere Beschäftigung hat, außer den Besuchen seiner Verlobten aus gutem Hause Lisa (Grace Kelly), die ihn in ihre eigene, ihm aber fremde Welt holen möchte, entwickelt sich zwischen ihm und den ihm unbekannten Beobachteten ein eigenes, jeweils ganz unterschiedliches Verhältnis. In einer seiner schlaflosen Nächte beobachtet Jeff seltsame Aktivitäten seines Nachbarn Thorwald, ein großer schwerer Sack, der Schatten eines großen Messers - traumhafte Bilder, die in wachschlafendem Zustand in sein Bewußtsein dringen. Oder aufmerksame Beobachtung und blitzschnelles Kombinieren? Durch das Objektiv seiner Kamera versucht er, den Ereignissen besser zu folgen, doch einige Momente entgehen ihm. Am folgenden Tag ist die durch ihre Krankheit ans Bett gefesselte (auch sie!) Frau Thorwald verschwunden. Jeff ist sich nun gewiß, Zeuge eines Verbrechens gewesen zu sein, und überredet seine Pflegerin Stella, seine Verlobte und einen befreundeten Detektiv, Thomas, ihm bei der Ermittlung der Geschehnisse zu helfen. Die Kamera übernimmt vollständig die Sicht des Protagonisten, bis zum letzten 'Endkampf'. Der Zuschauer wird in Jeffs Situation versetzt, und erlebt seine Nachbarn genauso, wie Jeff sie aus seiner individuellen Lage heraus erlebt. Es wird deutlich, wie sie zur Projektionsfläche seiner eigenen Persönlichkeit, seiner eigenen Geschichte und Erinnerungen werden können, weil sich ihm die reinen Bilder, ohne Zusatzinformationen darbieten, so daß sie, in jede Richtung offen, sich den Assoziationen des Betrachters unterordnen. |
David Merrill, ein fiktiver Hollywood-Starregisseur in den 50ern, kehrt aus Frankreich in die USA zurück, wo er vor den Ausschuss für Un-amerikanischen Aktivitäten geladen wird. Dieser Ausschuss, von McCarthy einberufen, sollte das (vermeintlich) kommunistisch unterwanderte Hollywood von kommunistischen, also un-amerikanischen Aktivitäten säubern. Er verweigert sich anfangs aus Prinzip, was zur Konsequenz hat, dass es ihm unmöglich ist, an seinem Film weiterzuarbeiten. Er wird mehr oder minder rausgeschmissen, solange er nicht "die Situation bereinigt", also vor dem Ausschuss aussagt, sich von kommunistischen Tätigkeiten lossagt und dem Ausschuss Namen von anderen (vermeintlichen) Kommunisten nennt. Der Versuch, sich über Wasser zu halten, indem er für drittklassigen Produktionen arbeitet, scheitert genauso wie die Arbeit am Broadway oder gar in einem kleinen Reparaturgeschäft für Kameras. Einmal, weil das gesellschaftliche Klima es nicht erlaubt und der Produzent selber Angst hat, das andere Mal, weil die FBI-Agenten ihn schon ausfindig gemacht haben und beobachten. Unter diesem Druck nimmt er ein neues Angebot seines alten Studios an, mit der Auflage, vor den Ausschuss zu treten. Das gesellschaftliches Klima, das damals die Kommunisten-Jagd möglich gemacht hat, ist heute eines, das jeden arabisch-aussehenden Menschen zum potentiellen Terroristen macht. Die Bevölkerung wird aufgefordert, "Verdächtige" zu melden, Denunziation von Unbeliebigen oder gar Freunden ist Teil dieses Systems. |
Mit Sicherheit für die 80er zeigen wir einen Film aus den Anfangszeiten öffentlicher Videoüberwachung. Der Titel ist eine Anspielung auf den gleichnamigen Parteitag der SPD '79. Wir sehen, was mit Verkehrsüberwachungskameras ausser Verkehr noch alles überwacht werden kann. |
Carly Norris (Sharon Stone) zieht nach ihrer Scheidung in ein Hochhaus in Manhatten. Dort trifft sie auf geheimnisvolle Nachbarn. Nach und nach kommt sie dem ein oder anderen Geheimnis auf die Spur. Dabei stösst sie auf eine ausgefeilte Überwachungsanlage, betrieben vom Besitzer des Hochhauses, Zeke Hawkins (William Baldwin). Dieser ist in der Lage, jeden Raum in jeder Wohnung des Hauses über Videomonitore zu beobachten. Die Abscheu vor dem Eindringen in die Privatsphäre der Bewohner, weicht schnell der Neugierde und dem Voyeurismus. Carly kann sich selbst dem Drang nicht entziehen, zerstört aber zum Schluss die Monitore. Der (versteckte) Zuschauer ist Voyeur, das gilt nicht nur für Carly, sondern auch für das Kinopublikum. Wir nehmen an der Intimsphäre der HausbewohnerInnen teil, beobachten diese durch die Kamera, genauso wie Zeke Hawkins. Zwar gelingt es Regisseur Phillip Noyce über den eher dürftigen Plot hinweg nicht, eine ähnliche Begeisterung für den Voyeurismus zu wecken, dennoch wird sein (versuchtes) Plädoyer deutlich: JedeR kann Voyeur sein und ist es vielleicht sogar, denn der Reiz des unbeobachteten Beobachtens, trotz Skrupel, lässt sich nur schwer ignorieren. Die Abgründe zwischen Voyeurismus und dem Recht auf Privatsphäre werden offengelegt und zeigen somit eine Facette des Problems von Überwachung. |
Eine Gruppe Sicherheitsexperten hat von der National Security Agency den Auftrag, eine technologische Blackbox zu stehlen. Diese Anordnung von
Computerchips sei in der Lage, jede verschlüsselte Nachricht zu dekodieren.
Hinter ihr ist nun die Truppe um Robert Redford her, der einen alten Technologieanarchisten spielt, der sich seit den 70ern vor dem FBI
versteckt. Dazu gehören außerdem zwei gesellschaftliche Außenseiter, dargestellt von Dan Aykroyd und River Phoenix sowie Sidney Poitier, der als
CIA-Veteran die Seite gewechselt und sich den "Sneakers" angeschlossen hat. Der geheimnissvolle Drahtzieher hinter den Kulissen, gespielt von Ben Kingsley, funktioniert als Großer Bruder der USA der 90er. Der 1992 von Phil A. Robinson gedrehte Thriller "Sneakers - Lautlose Killer" thematisiert in spannender Weise Überwachungstechnologien. Wenngleich als kommerzieller Film gedreht, zeigt er den Missbrauch der Sicherheitsargumentation und Datenschutz. Der Film regt an zu hinterfragen, ob es "gute" und "böse" Überwachung gibt, welche Überwachungs-und Kontrollformen welchen Zweck erfüllen und wie dieser Zweck in der Öffentlichkeit dargestellt und wahrgenommen wird. |
Ein junger Naturwissenschaftler beobachtet mit seiner Videokamera den Mord an einem US-Senator.
Um eine Aufdeckung seiner Verschwörung zu verhindern, versucht nun Thomas Reynolds, Chef der NSA,
alles ihm mögliche, um die Aufnahmen in die Hände zu bekommen. Die besitzt mittlerweile der junge
Anwalt Robert Dean (Will Smith), ohne auch nur einen Schimmer davon zu haben, was er da eigentlich mit sich herumschleppt. Es beginnt eine Verfolgsjagd mit allen Möglichkeiten moderner (Überwachungs-)Technik: Dean verliert seine Familie, seinen Beruf, sein Geld und seine Kleidung. Seine Verfolger sind ihm scheinbar immer einen Schritt voraus und er am Rande der Verzweiflung. Tony Scott ist ein spannender Action-Thriller gelungen, der gleichzeitig ein deutliches Plädoyer gegen den Überwachungsstaat ist. Der NSA fällt es leicht, Dean¡Çs Daten zu verändern, ihn mit Hilfe von Wanzen und Satelliten zu überwachen und jedes noch so kleine Detail aus seinem Leben gegen ihn zu verwenden. Es wird deutlich, wie gefährlich Informationen sein können, wenn sie gegen die Menschen gerichtet werden. Der absolute Überwachungsstaat aus Orwells 1984 findet sich hier unter dem liberalen Deckmantel einer an wirtschaftlichen Interessen orientierten Demokratie. |
Der Osteuropäer Viktor Navorski (Tom Hanks) verliert über Nacht seine Staatsangehörigkeit und damit jede Möglichkeit, den New Yorker Flughafen zu verlassen. So sitzt er im Transitbereich fest und versucht, sein Leben wie Robinson auf der Insel den Gegebenheiten des Flughafens anzupassen. Dabei kommt ihm immer wieder der von Terrorangriffsparanoia befallene Flughafendirektor und seine Security-Männer in den Weg, denn: America is closed. |
Robert Duvall spielt THX 1138, einen Arbeiter in einer futuristischen, (anti-) utopischen Gesellschaft. Das Leben hier ist stark reguliert, Sex illegal und tägliches sedieren mit Medikamenten gesetzlich vorgeschrieben. Als seine Mitbewohnerin LUH 3417 die Sedativa durch stimulierende Mittel ersetzt, erfährt THX, über schwere Entzugserscheinungen hinaus, zum ersten Mal Emotionen, verliebt sich in LUH und schwängert sie. Nachdem SEN 5241 dies bemerkt hat, konspiriert er gegen LUH, um mit THX zusammenzuleben. Alle drei werden jedoch verhaftet und eingesperrt, wobei THX und SEN nach ihrer Gehirnwäsche als lebende Ersatzteillager auf ihre Transplantation warten. Sie ergreifen die Flucht. THX lebt in einer streng automatisierten Welt: die Menschen sind uniform und leben in einer weißen und spartanischen Welt unter der Erdoberfläche. Entscheidungen fällt der Computer, das Gesetz wird von Automaten überwacht. Alle Aktionen werden mit Überwachungskameras aufgezeichnet. George Lucas entwickelt in seinem Frühwerk eine beklemmende Utopie. Jegliche individuelle Freiheit wird zu Gunsten der Sicherheit, dem wirtschaftlichen Fortschritt und der Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Muster durch Vergabe von Sedativa beschränkt. Dieser Film zeigt deutlich, wie gefährlich die Gratwanderung zwischen dem Streben nach Sicherheit und persönlicher Freiheit ist. Eine totale Überwachung der Menschen lässt Individualität schon allein aus dem Grund nicht zu, weil Abweichungen von einer festgeschriebenen Norm bereits als Fehler gelten und verfolgt werden können. Dieser Film zeigt deutlich die Notwendigkeit von Gesetzen, die eine Automatisierung und Vergrößerung staatlicher Datensammelwut einschränken. Handeln ohne Kontrolle durch andere ist Vorraussetzung für das Erleben von Freiheit. |
Lauran Hathaway (Jeanne Tripplehorn) ist ein alterndes Beverly Hills Starlett,
das immer stärker die Glaubhaftigkeit ihrer Geliebten Rose (Salma Hayek)
zweifelt. Rose, eine hochstrebende Schauspielerin, schläft inzwischen mit
dem Filmemacher Alex Green (Stellan Skarsgard) in der Hoffnung damit ihre Karriere
voranzutreiben. Alex wiederum ist mit Emma (Saffron Burrows) verheiratet, die letztlich
genug von seinen Ausschweifungen hat. Der Regisseur Mike Figgis überlässt das Herausgeben des Films timecode den Zuschauenden. Diese übernehmen die Aufnahme einer Gesamtsicht, die aus dem Zusammenspiel von Bild, Ton und Erzählung entsteht. Mike Figgins filmte total digital und in einer durchgehenden Aufnahme diese vier Stränge, zwischen denen sich Parallelen und Beziehungen zum Beispiel durch Spiegelungen von Bewegungen oder Kopien von Bildern entwickeln. Der Rhythmus der Musik übernimmt dabei die Rolle des Schnitts. Die Zuschauenden wenden bei timecode dieselbe Methode der Verlinkung und der Assoziation an, die bei der Datenverarbeitung von Überwachungskameraaufnahmen angewendet wird. Mittels der Kameraaufzeichnungen konstruieren die Überwachenden Kategorien von TäterInnen und Opfern. Bestehende gesellschaftliche Ausgrenzungsmechanismen wie z.B. erhöhte Kriminalität bei AusländerInnen werden bestärkt, indem Bilder aus dem Gesamtkontext herausgerissen interpretiert werden. |
Truman Burbank (Jim Carrey) arbeitet in einem kleinen Örtchen names "Sea Haven" für eine Versicherung. Er hat einen langweiligen Job, wohnt in einem langweiligen Haus mit einer langweiligen Frau, einem langweiligen Nachbarn und langweiligen Freund, das alles in diesem langweiligen Örtchen. Bis eines Tages aus heiterem Himmel eine Lampe vor seine Füße knallt oder Regen nur punktuell über ihm fällt oder hinter der Fahrstuhltür ein Umkleideraum zu sehen ist. Irgendwas scheint nicht zu stimmen, Truman wird aufmerksam, jeglicher Ausbruchsversuch aus dem kleinen Nest am Meer scheitert an irgendwelchen unvorhergesehenen Dingen. Langsam kommt Truman einer Verschwörung auf die Schliche und sucht das Weite. Dies ist aber keine Verschwörungstheorie - schlimmer noch: Truman ist ein ungewolltes Kind, das von Christoph (Ed Harris) adoptiert und in eine riesengroße Fernsehshow gesteckt wurde, so eine Art "Big Brother", nur ohne Mitwissen des Protagonisten: der Truman Show. In dieser konstruierten Welt können Zuschauer pausenlos Truman bei seinem Leben beobachten, zusehen wie er schläft oder die Nachbarn grüsst und keine Ahnung davon hat, was ihn umgibt. Natürlich handelt es sich bei der "Truman Show" um eine Mediensatire. Wie sehr Truman auch in seinem kleinen Kaff herumläuft, je nach dem welchen Blickwinkel die Kameras wählen, erhalten die Zuschauer ein völlig anderes Bild. Wie respektlos Medienmacher mit dem Leben des einzelnen umgehen wird mehr als deutlich. Doch verbirgt sich hinter der "Truman Show" auch der Kern der Totalüberwachung: Truman, zwar ständig in Sicherheit lebend, aber ohne wirkliche Freiheit, wird vor die Wahl gestellt: Entweder er bleibt im Studio und lebt sein schönes, konstruiertes Leben im Kaff weiter, in absoluter Sicherheit; oder er wählt die Freiheit, ohne wirklich zu wissen was ihn erwartet, aber selbstbestimmt. Totalüberwachung dient nur der Sicherheit, aber was nützt diese, wenn dadurch jegliche Freiheit verloren geht? |