Veranstaltungsort
Do 15.11. "Mediaspree" und "Stadtumbau West"
Fr 16.11. Kameraspaziergang Friedrichshain
Do 22.11. FILM: Das Leben stinkt!
Do 29.11. Gentrifizierung oder Ghettoisierung? - Kreuzbergs Geschichte
Do 6.12. Sex, drugs & control - Sicherheitsdiskurse und -strategien im und um das Sexgewerbe
Do 13.12. FILM: Princesas
Do 20.12. FILM: Demolition Man
Do 10.1. Bomb da City! - Graffiti, Gentrification und Law&Order
Do 17.1. FILM: Bomb the System
Do 24.1. "Gefährliche Orte"
Do 31.1. Gentrification - Ausblicke auf eine revanchistische Stadtpolitik
So 3.2. FILM: Wesh wesh, qu'est-ce qui se passe? (OmU)
Do 7.2. Guerilla Gardening im Dienst der Gentrification ?
So 10.2. FILM: Lina Braake
Do 14.2. FILM: Roger & me (OmU)
So 17.2. FILM: Wunder von Mailand (OmE)
So 24.2. FILM: Banlieue 13
Dass im "Prenzl´berg" inzwischen Porsches parken, gehört zum Smalltalk auf jeder Party, Friedrichshain ist auch vorbei und die coolen Leute ziehen wieder nach Kreuzberg oder nach Nordneukölln. Und während der Potsdamer Platz noch einen Aufreger wert war, gab es für den Hauptbahnhof nur ein Achselzucken. Nun steht innerhalb von ein paar Wochen ein Veranstaltungshallenklotz an der Spree, nebst Leuchtreklame, die den Postkartenblick von der Oberbaumbrücke aus kaputt macht. Berlin verändert sich. Aber nicht nur in Form von Kapitalstempeln: Kneipen machen zu, Mieten werden teurer, die Menschen im Kiez wechseln... dann wird da auch noch ein Soziologe verhaftet, weil er über dieses Gentri...wie hieß das gleich? ...forscht. Auf jeden Fall hängt es damit zusammen.
Was Gentrification ist, was meine Kiezkneipe mit Großbauprojekten zu tun hat, wie die Umstrukturierung einer Stadt mit Menschen zu tun hat, mit Hartz IV, Sexarbeit und Junkies, aber auch mit Überwachungskameras und Ausgrenzung, das wollen wir in unserer Veranstaltungsreihe "Schöne neue Stadt" betrachten. Neben Menschen, die versuchen, all diese Zusammenhänge etwas zu entwirren, haben wir auch Gruppen eingeladen, die versuchen, ihre Idee von einer Stadt umzusetzen, dazu gibt es Filme, Diskussionen und jede Menge Unsicherheit.
Viel Spaß, die [SaU].
Do 15.11.
19 uhr
Sbz Krähenfuss
INFO & DISKUSSION:
"MediaSpree" und "Stadtumbau West"
Von hässlichen Büroblöcken und gigantischen Veranstaltungshallen, wie die öffentliche Hand die Abschaffung des öffentlichen Raumes finanziert, und was das alles für die Anwohnerinnen und Anwohner bedeutet.
"MediaSpree" - unter diesem Namen verbirgt sich eine Strategie, dass Spreeufer von von Jannowitz- bis Elsenbrücke für kommerzielle Investoren interessant zu machen und als sogenannten "Medienstandort" zu vermarkten. Eigentlich genau das gleiche möchte das öffentliche Programm "Stadtumbau West", beschränkt sich hierbei jedoch auf das Kreuzberg Spreeufer: einen "Imagewandel" herbeiführen, um privates Kapital anzulocken.
Ob dann ein Wagenplatz auf der Strecke bleibt, ein Hausprojekt plattgemacht wird, ein Uferstreifen zubetoniert und ein öffentliches Grundstück privatisiert wird - nun ja, wirklich gewollt hat das dann wieder keiner, aber so ist nun mal das (kapitalistische) Leben. Und wenn die Mieten steigen, die Bevölkerung wechselt, und die Armen gehen müssen - dann finden das auch alle sehr traurig.
Uns macht das nicht traurig, sondern wütend. Wir wollen Euch kurz über MediaSpree und den ganzen Scheiss berichten, und dann natürlich mit Euch diskutieren: Was kann man dagegen tun?
ReferentInnen: Initiativkreis Mediaspree Versenken!
Fr 16.11.
16 uhr
Galerie 35, Simon-Dach-Str 35
KAMERASPAZIERGANG Friedrichshain
Das Seminar für angewandte Unsicherheit [SaU] führt am Freitag den 16.11.2007 durch das kameraüberwachte und quartiers-gemanagte Friedrichshain. Wir wollen einerseits auf die inzwischen nahezu flächendeckende Überwachung aufmerksam machen, die in diesem Bezirk vor allem von kleinen Läden und Kneipen ausgeht. Andererseits wollen wir uns anschauen, welche - ordnungs- und sicherheitspolitischen - Auswirkungen die "Aufwertung" des Süd-Kiezes hat, die unter anderem durch das hiesige Quartiersmanagement betrieben wurde (vor allem rund um den Boxhagener Platz). Aber auch welche Rolle alternativer(re) Projekte wie der RAW-Tempel in der Struktur des Viertel spielen. Wie immer werden wir uns auch die "Überwacherperspektive" anschauen, da die hier besonders häufig unverschlüsselt gesendeten Videobilder mit einfachsten Mittel empfangen werden können...
FILM: Das Leben stinkt
(USA '91, R: Mel Brooks)
Mel Brooks als skrupelloser Geschäftsmann Bolt, der eine heruntergekommene Gegend von L.A. aufkaufen will, um dort ein Mammutprojekt mit Luxuslofts und Einkaufszentren zu verwirklichen. Doch sein Konkurrent war schneller und hat die Hälfte des Gebietes aufgekauft. Sie beschliessen, dass der Gewinner einer Wette das gesamte Gebiet bekommen soll: Bolt soll 30 Tage ohne finanzielle Hilfe in den Slums überleben. Anfangs sehr siegesbewusst, macht das Leben auf der Strasse den hartgesottenen Millardär nachdenklich.
Eine selten tiefgründige, aber sehr unterhaltsame Komödie über Armut, Obdachlosigkeit und Stadtumstrukturierung.
INFO & DISKUSSION:
Gentrifizierung oder Ghettoisierung?
Kreuzberg SO36 als Schauplatz von Sanierungspolitik, Protestbewegung und Bürgerengagement in den vergangenen 50 Jahren.
Die Ausstellung "Geschichte wird gemacht" im Kreuzberg-Museum gibt einen Überblick über das Sanierungsgeschehen und die Protestbewegungen in Kreuzberg in der Zeit von ca. 1960 bis 2000. Die Ausstellung haben etwa 100 Menschen aus SO 36 in sieben verschiedenen Arbeitsgruppen mitorganisiert. Anhand der Ausstellung erläutert Museumsleiter Martin Düspohl, welche Bevölkerungsreaktionen stadtentwicklungspolitische Entscheidungen in den einzelnen Jahrzehnten hervorriefen und wie Politik auf Protest und Engagement von unten reagierte. In der gemeinsamen Diskussion soll - bezogen auf die Zeit seit 2000 - hinterfragt werden, ob in Kreuzberg S0 36 ein Gentrifizierungsprozess stattfindet, bzw. schon stattgefunden hat, oder ob im Gegenteil eine "Ghettoisierung" droht.
INFO & DISKUSSION:
Sex, drugs & control - Sicherheitsdiskurse und -strategien im und um das Sexgewerbe
"Sicherheit" wird mit Blick auf das Sexgewerbe auf zweierlei Weise thematisiert: Feministische Studien untersuchen die Strategien von Sexarbeiter_innen zum Schutz vor physischer und psychischer Gewalt. Die Literatur zur neoliberalen Stadtumstrukturierung kritisiert Verdrängung von Prostitution -- zur "Sicherheit" von Anwohner_innen oder Innenstadtbesucher_innen (vor sichtbarer Armut & "unmoralischem" Verhalten). Der Beitrag betrachtet beide Seiten als Teil vermachteter Arrangements auf lokaler Ebene, in denen existierende Hierarchien im Sexgewerbe verschärft werden. Vor dem Hintergrund zunehmender Städtekonkurrenz wird das Sexgewerbe in "gute" und "schlechte" Prostitution gespalten. Auf der einen Seite sind v.a. drogenkonsumierende Sexarbeiter_innen verstärkt Verdrängungspolitiken und der Intoleranz von Anwohner_innen aber auch von Kolleg_innen ausgesetzt. "Hübsche" "sichere" und "saubere" Prostitution wird dagegen -- wenngleich streng kontrolliert -- in reduzierter Form als großstädtische Kulisse geduldet oder in das Stadtmarketing integriert.
FILM: Princesas
(E´05 R: Fernando León de Aranoa)
Die Prinzessinnen des Films sind Zulema und Caye, beide Sexarbeiterinnen, deren eigentliche Konkurrenz sie doch nicht von einer Freundschaft abhält.
Die eine gibt vor, nur so lange auf der Straße zu arbeiten, bis sie sich größere Brüste leisten kann, die andere, eine Illegalisierte, spart auf ein Flugticket für ihren Sohn, den sie aus der Dominikanischen Republik einfliegen lassen will, damit er sie beschützen kann.
Der Film setzt sich mit der sozialen Misere eines sich verwandelnden Stadtviertels in Madrid auseinander und erzählt dazu die Geschichten seiner Bewohner_innen. Der Perspektivlosigkeit wird eine große Hoffnung auf Veränderung entgegengesetzt, Glamour, Fake, Sehnsucht und Bürgerlichkeit laufen hier Hand-in-Hand.
Bewegende Bilder, die mit Kritik nicht sparen.
FILM: Demolition Man
(USA ´93 R: Marco Brambilla)
In einer nahen Zukunft ist aus L.A. ein Ordnungs- und Sauberkeitsparadies geworden - alles, was Spaß macht, ist verboten, das Aussprechen von Schimpfwörtern in der Öffentlichkeit wird automatisch mit einer Geldstrafe belegt und Kriminalität, Armut und andere Probleme existieren in dieser totalitären Gesellschaft angeblich nicht. Doch als "versehentlich" ein Supergangster aus der Vergangenheit wieder aufgetaut wird, muss auch sein damaliger Gegenspieler, ein suspendierter Cop (Sylvester Stallone) wieder aufgetaut werden, da die Behörden mit der Gewalt des Supergangsters überfordert sind.
Eine ironische Neuinterpretation von Aldous Huxleys "Schöne Neue Welt".
INFO & DISKUSSION:
Bomb da City! - Graffiti, Gentrification und Law&Order
Wenn es dunkel ist ziehen sie los. Besteigen in halsbrecherischen Aktionen die Dächer der Städte oder klettern hinab in die U-Bahn-Katakomben der Metropolen. Keine graue Mauer, kein Zug, kein Bahnhof der noch sicher ist vor nächtlichen Farbanschlägen der kreativen Art. Doch natürlich sind nicht alle begeistert von der alltäglichen künstlerischen Umgestaltung des öffentlichen Raums. Deutsche Spießbürger, farbenblinde Kunstmuffel und Hauseigentümer bekommen graue Haare angesichts des enormen Ausmaßes, das die "illegalen Farbschmierereien" angenommen haben. Auch Polizei und BGS haben die Gefahr erkannt und sich für entschlossenes Handeln entschieden. Ihrer Meinung nach ist Graffiti ein Verbrechen, sogar eines, das eigene Sonderkommissionen verdient, und deren Urheber Straftäter sind, denen mit voller polizeilicher Härte entgegenzutreten ist. Unterstützt werden sie dabei von allerlei Sicherheitsfanatikern der unterschiedlichsten politischen Prägungen.
An diesem Abend wollen wir mit ReferentInnen der Initative "Prograffiti - gegen die Kriminalisierung der Graffitikultur" über Stadtentwicklung, Graffiti und Law&Order-Gesellschaft diskutieren.
FILM: Bomb the system!
(USA '02 R: Adam Bhala Lough)
Obwohl sein älterer Bruder bereits mit der Spraydose in der Hand starb, ist der junge Anthony aus New York zur Beunruhigung seiner Mutter besessen davon, ebenfalls ein stadtbekannter Graffitti-Künstler zu werden und zieht mit seiner Crew durch das New York von "zero tolerance"-Bürgermeister Giuliani, dessen Vandal Squad ihnen dicht auf den Fersen ist.
Ein packender Film aus der Szene selbst, der nicht nur die "saubere Stadt"-Ideologie thematisiert, sondern u.a. auch die Konflikte zwischen Graffiti und Streetart-Szene.
INFO & DISKUSSION:
"Gefährliche Orte"
In der Stadt treffen sie aufeinander, das große Thema Sicherheit und die ganz privaten Sorgen des ganz normalen Bürgers. Terror und Hundekot, Vergewaltigung und Verstöße gegen Meldepflichten: An "gefährlichen Orten" ist alles möglich. Das Reden vom gefährlichen Ort hat in den meisten Bundesländern eine ganz konkrete Bedeutung: Beschränkungen der Handlungsoptionen der Polizei werden an solcherart klassifizierten Orten außer Kraft gesetzt. Auch die Begründung für das Aufstellen von Überwachungskameras rekurriert in der Regel (noch) auf den "gefährlichen Ort" am geplanten Kamerastandort. Über diese konkreten Bedeutungen hinaus ist die Konstruktion von "gefährlichen Orten" in öffentlichen Debatten, medialen Äußerungen und konkreten Handlungen der relevanten Akteure ein Beispiel für die Konstruktion von Raum durch menschliches Handeln: Ein Raum ist eben nicht (nur) ein materialer Raum, sondern zeichnet sich durch Nutzungsmuster, Symboliken etc. aus, die nicht für alle Menschen gleich sind und die im alltäglichen Handeln reproduziert werden.
In den einleitenden Vorträgen soll zunächst in den Kontext aktueller Entwicklungen der "Sicherheitsgesellschaft" eingeführt werden, um sich dann vertiefend dem neuen sicherheitspolitischen Paradigma der raumbezogenen Strategien sozialer Kontrolle vor allem anhand konkreter Beispiele zu widmen.
Die Referenten:
Marco Tullney: Politikwissenschaftler und Informatiker
Peter Ullrich: Kulturwissenschaftler/Soziologe (Universität Leipzig), Leipziger Kamera. Initiative gegen Überwachung
INFO & DISKUSSION:
Gentrification - Ausblicke auf eine revanchistische Stadtpolitik
Als Gentrification wird weltweit die Aufwertung von Stadtteilen bezeichnet, in deren Verlauf die dort lebenden ärmeren Bevölkerungsgruppen durch besser verdienende Haushalte verdrängt werden. In diesen Entwicklungen spiegeln sich nicht nur neue Lebensstile, veränderte Biografien und demografische Umbrüche, sondern sind auch ein Ausdruck der spezifischen Verwertungsbedingungen des Immobilienmarktes und stadtpolitischer Entscheidungen. Gentification is a dirty word: Aus der Perspektive der städtischen Eliten ist die Aufwertung ausgewählter Wohnquartiere oft gewollt, eine Analyse der sozialen Folgen jedoch unerwünscht. Doch die Gentrificationforschung zeigt, dass die Wohnungsfrage immer noch eine Frage sozialer Gerechtigkeit ist und Gentrification als ein Angriff auf erkämpfte soziale Standards und kollektive Strukturen verstanden werden muss. Ein Angriff, der alle Elemente einer revanchistischen Stadtpolitik aufweist. Diese Dialektik von ,Rächen und Renovieren' soll für die Berliner Stadtentwicklung der letzten Jahre nachgezeichnet werden.
Referent: Andrej Holm, Lehrbeauftragter für Stadt- und Regionalsoziologie an der HU Berlin
(F´01 R: Rabah Ameur-Zaïmeche)
Der Film erzählt von zwei algerischen Brüdern, die in einem Banlieue am Rand von Paris leben. Der eine findet, weil er keine Papiere hat, keine Arbeit, der andere schlägt sich mehr schlecht als recht mit Drogendeals durch. Aber egal was sie machen, sie befinden sich in einer Situation, aus der sie aus eigener Kraft nicht herauskommen. Und so sind all ihre Bemühungen zwischen Familientradition, korrupten Bullen und konkurrierenden Banden ein Leben zu führen, das diesen Namen auch verdient, letztlich zum Scheitern verurteilt.
Ein unaufgeregter Gegenentwurf zum oft überschätzten Film "Hass" (La Haine), der ein gutes Bild über die Situation in den französischen Vorstädten gibt.
INFO & DISKUSSION:
Guerilla Gardening im Dienst der Gentrification ?
Hübsche Baumscheiben, freundliche Gemeinschaftsgärten überall, zumindest in Berlin ist diese Form der subkulturellen und längst auch offiziellen Stadtrenaturierung und der Teilselbstversorgung gerade sehr en vogue.
Ist Guerilla Gardening eine geeignete Strategie zur Wiederaneignung öffentlichen Raumes? Warum bedarf es überhaupt einer Selbstversorgung in der Stadt? Und zu wieviel Gentrification verhelfen wir unseren Wohnumfeldern damit aus eigener, selbstorganisierter Kraft?
Am Beispiel des Nachbarschaftsgarten Rosa Rose werden nach kurzer Projektpräsentation diesen Fragen diskutiert.
mehr Infos
zu Guerrilla Gardening auch auf gruenewelle.org
zu urbaner Landwirtschaft auf urbanacker.net
FILM: Lina Braake
(D '75, R: Bernhard Sinkel)
Lina Braake, eine über achtzigjährige Frau, verliert nach dem Tod des Hausbesitzers ihr eigentlich lebenslanges Wohnrecht. Das Haus wird der Bank überschrieben, die dieses abreißen lässt. Lina Braake wird in ein Altenheim abgeschoben. In der dortigen tristen, entmenschlichten Atmosphäre findet sich die alte Frau zuerst nicht zurecht, gelingt jedoch durch Gustav,einem ebenfalls betagten Leidensgenossen, zu neuem Mut. Mit ihm zusammen entdeckt sie einen Weg, sich an der Bank zu rächen...
Sehr sympathische Geschichte über den (Häuser-)Kampf einer gewitzten Achtzigjährigen, die sich von einem rücksichtslosen Banksystem nicht unterkriegen lässt.
FILM: Roger&me (OmU)
(USA '89, R: Michael Moore)
Roger ist Roger Smith, der Geschäftsführer
von General Motors (GM) und wird von 'me', Michael Moore für die
Schließung von mehreren Fabriken des Autoherstellers in den späten
1980ern verantwortlich gemacht. Damit standen 30.000 Menschen auf der
Straße, ohne Arbeit, ohne Perspektive. Am Beispiel der Stadt Flint,
verwöhnt vom Nachkriegsindustrieboom, im US-Bundesstaat Michigan
werden die Auswirkungen des Weggangs eines der wichtigsten Arbeitgeber
vor Ort dokumentiert: Verarmungen, Räumungen, steigende Kriminalität,
neue Jobsuche, erfolglose Neuanfänge, leere Straßen. Schöne Bilder
sind hier rar.
Michael Moore stellt sich in diesem doch sehr
persönlichen Film als Sohn eines GM-Arbeiters vor, als Kind der Stadt,
der in seiner später berühmt gewordenen Art versucht, die so genannten
Mächtigen zur Verantwortung zu ziehen, auf die Folgen ihres Handelns
aufmerksam zu machen und in seiner trotzigen Art doch meist
zurückgewiesen wird.
Zur Konfrontation zwischen Smith und Moore kommt
es zwar nicht, dennoch gelingt es dem Film darzustellen, wie fatal
kapitalistische Globalisierung lokal wirken kann.
FILM: Das Wunder von Mailand (OmU)
(I'51, R: Vittorio de Sica)
Toto wird von seiner Ziehmutter im
Kohlfeld gefunden, und liebevoll von ihr großgezogen. Als diese
stirbt, kommt Toto in ein Waisenhaus, das er als junger Mann erst
wieder verlässt. Weltfremd, aber ohne jeden Zweifel am Guten, macht er
seinen Weg in ein verarmtes Außenviertel, in das er sich mit seiner
überschwänglich positiven Art schnell integriert. Als dort eine
Ölquelle gefunden wird, wird das Gelände von einem reichen
Spekulanten aufgekauft, und soll geräumt werden. Doch die Menschen
kämpfen, allen voran der optimistische Toto, denn auch die tote
Ziehmutter tut noch das Ihrige; indem sie eine Taube schickt, die alle
-auch noch so absurden - Wünsche erfüllen kann...
Ein sehr
amüsanter Film; demonstriert auf anschauliche, unterhaltende
Weise, wie ökonomische Interessen die Lebensräume von Menschen
formen, ohne dass auf diese Rücksicht genommen würde.
FILM: Banlieue 13
(F'04, R: Pierre Morel)
Im Jahre 2010 ist der 13. Stadtteil von Paris ein riesiges Ghetto, von der Politik aufgeben und mit einer hohen Mauer abgeriegelt. Im Streit mit Unterwelt-Boss Taha zieht Kleingangster Leito den Kürzeren, seine Schwester wird gekidnapped und er von der Polizei festgenommen. Da er das B13 so gut wie keiner sonst kennt, und er seine Schwester befreien will, betrauen die Stadtoberen ihn und einen Undercover-Cop mit einer heiklen Aufgabe: eine Atombombe, die bei einem Transport durch das B13 "verloren" gegangen ist, zu finden und zu entschärfen.
Sehr durchgestylter Actionreisser mit vielen "Parcours"-Szenen, der mit nicht gerade subtiler "auf die Fresse-Sozialkritik" aufwartet.